Auf dem Weg zur Eräkeskus Lodge – Hundeschlittentouren in Karelien
Unspektakulär der Flug von Zürich nach Helsinki. In Helsinki besteigen wir eine kleine Propellermaschine nach Joensuu. Der Flug ist laut aber schön, der Flughafen von Joensuu sehr sehr klein. Wir sind die einzigen, die landen, das einzige Flugzeug auf dem Flughafen.
Wir werden von Monika abgeholt. Die rund zwei stündige Fahrt nach Nurmijärvi zur Eräkeskus Lodge ist ein wenig langweilig. Wälder, soweit das Auge reicht und auch diese nicht sonderlich attraktiv. Streichholzbäume in Reih und Glied zeigen sich uns, der Eindruck ist eher naja…
Wir erreichen die Eräkeskus Lodge und beziehen unsere Zimmer. Gründe für die Wahl der Eräkeskus Lodge waren insbesondere: kleine Gruppen für die Hundeschlittentouren in Karelien und die Flexibilität der Eräkeskus Lodge bei der Gestaltung unserer Ferienwoche. Wir hatten keine Lust in Wildnishütten zu übernachten und haben es vorgezogen, von der Eräkeskus Lodge aus Tagestouren mit den Schlittenhunden zu unternehmen.
Eräkeskus Lodge
Die Unterkunft ist einfach aber gut. Später treffen wir uns im Gemeinschaftsraum zum Abendessen. Dort bekommen wir Geschichten zu hören von den Gästen, die schon eine Woche auf der Lodge sind. Geschichten über das Hundeschlitten fahren, weswegen wir ja hier sind. Wir werden immer unruhiger, das tönt spannend aber auch nicht ganz ungefährlich. Stürze werden beschrieben, heikle Kurven, schnelle Hundegespanne, Techniken, damit der Schlitten nicht kippt usw. usw. Auf was haben wir uns da da bloss eingelassen?
Am anderen Morgen werden wir alle instruiert, was das flaue Gefühl vom Vorabend auch nicht besser macht. Wir schauen beim Start der ersten Gruppe zu. Die Hunde werden aus dem Zwinger geholt, es entsteht ein Riesenradau. Alle Hunde scheinen zu rufen: nimm mich .… nimm mich… !!!! Sind sie dann eingespannt, ist wie auf Knopfdruck Ruhe. Der Start naht, und es geht wieder los mit dem Gebell und Geheul. Die Hunde können es nicht erwarten, das ist berührend und entlockt uns allen ein breites Grinsen.
Ein wenig später sind wir selber dran. Wir montieren unsere Overalls, ausgezeichnetes Material. Es macht uns schon Riesenspass, die Schlittenhunde einzuspannen. Es sind Alascian Huskys, nicht allzu grosse drahtige Hunde, keiner gleich wie der andere. Sie haben Namen: Lumi, Marju, Ultra, Blue.… über 150 Hunde, die Guides kennen sie alle beim Namen. So sympathisch.
Kurz vor dem Start klopft das Herz stärker. Aber Monika gibt uns die letzten Instruktionen: am Anfang voll auf der Bremse stehen. Das gibt Sicherheit und das Gefühl, ein wenig Kontrolle zu haben. Los geht’s. Der Start gelingt gut, besser als erwartet und einmal auf der Piste, wau!!!! ein geniales Gefühl. Die Pisten sind schnell, weil der Schnee tagsüber geschmolzen ist und mit den tiefen nächtlichen Temperaturen wieder gefriert. Unsere Guide, Martina, wir sind ihre einzigen Gäste, wie genial, geht das extrem gut mit uns an. Sie zeigt uns Tricks für “Fortgeschrittene”, wir haben zumindest diesen Eindruck, und das hilft. Die Tour ist nicht allzu lang und noch nicht allzu anspruchsvoll. Also wer sagts denn, alles kein Problem. Wir sind begeistert.
Tag 2: Kein flaues Gefühl mehr, wie die Vollprofis; so fühlen wir uns mittlerweile; spannen wir wieder unsere Hunde ein und los gehts. Heute schon deutlich länger und auch schon ein wenig anspruchsvoller. Wir lernen, wie wir entgegen kommende Schlitten kreuzen müssen. Die Trails sind alle Single Track Trails. Es geht alles gut, wir fühlen uns toll und überqueren gefrorene Seen, durchfahren die immer noch tief verschneiten Wälder Finnlands. In der Hälfte der Tour gibt es für Menschen und Hunde eine Pause. Der Job der Schlittenhunde: Pause machen und Schnee fressen, der Job der Menschen: Hunde knuddeln und sie loben und wertschätzen für ihre geleistete Arbeit. Und das ist wirklich so, das ist eine Verpflichtung. Ich bin begeistert und Lumi fällt mir auf. Sie wird von Ihrem Gespann Nachbar ein wenig gepiesakt in der Pause. Ich setze mich zwischen die Hunde in den Schnee. Lumi erkennt und nutzt die Gelegenheit. Sie versteckt sich hinter mir, turnt dann sogar auf mir herum. Sie wird unser Patenhund für ein Jahr.
Danke Eräkeskus Lodge, Simone, Martina und allen anderen.