Kastilien-León ist das gewaltige, steinerne Herz Spaniens – eine Region, die man nicht einfach nur bereist, sondern förmlich erfährt. Drei Wochen lang haben wir diese Weite erkundet: Von den Monumenten Segovias und Salamancas über die schroffen Granitgipfel der Sierra de Gredos bis hin zu den herbstlichen Bergwäldern der Rioja. Ein ständiger Begleiter auf unserer Reise war dabei der Duero – mal als stiller Strom in der berühmten Weinregion Ribera del Duero, mal als kraftvoller Gestalter der tiefen Canyons an der Grenze zu Portugal.
In diesem Reisebericht nehmen wird dich mit auf eine Route, die uns quer durch das Hochland der iberischen Halbinsel geführt hat. Erfahre, warum uns Salamanca trotz Regen verzaubert hat, wie wir die Einsamkeit am Duero genossen und warum die Fahrt durch die ‚Serranía‘ genauso zum Erlebnis gehört wie die beeindruckenden Monumente der Städte. Ein persönlicher Rückblick voller Roadtrip-Momente, ehrlicher Hotel-Erfahrungen und Tipps für deine eigene Entdeckungsreise entlang des Duero und durch das weite Kastilien-León.
Zwischen Flugverspätung und Vorfreude: Der Start in Alcala de Henares
Lotti fliegt von Zürich nach Madrid, ich bin bereits vor Ort – mit Auto, Bikes und etwas Geduld. Der Flug hat, wie so oft, Verspätung. Vierzig Minuten diesmal. Immerhin lässt sich im Hotel ein später Check-out arrangieren, was die Wartezeit am Flughafen etwas angenehmer macht.
Schliesslich läuft alles rund. Kaum sitzen wir im Auto, führt uns der erste Weg nach Alcalá de Henares. Die Anfahrt zum Parador verläuft reibungslos – auch dank der klaren Anweisung zur Tiefgarage. Der Empfang ist freundlich, das Check-in unkompliziert, und bald stehen wir in unserer grosszügigen Junior-Suite. Das Parador de Alcalá de Henares – ein ehemaliges Kloster aus dem 17. Jahrhundert – verbindet historischen Charme mit moderner Zurückhaltung. Uns gefällt diese Mischung auf Anhieb.
Die Suche nach einem Restaurant für den ersten Abend gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Wie uns die Réceptionistin bestätigt, bleiben viele Lokale am Sonntagabend geschlossen – eine neue Erfahrung für uns. So reservieren wir kurzerhand einen Tisch im hauseigenen Restaurant und machen uns vorher noch auf den Weg ins Zentrum.
Die Plaza de Cervantes ist in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar, doch aktuell wird ein grosser Teil des Platzes saniert. Gut so – man erkennt trotzdem, wie einladend dieser Ort sein kann. Auf der Calle Mayor hingegen pulsiert das Leben. Wir lassen uns treiben, bis wir einen freien Tisch entdecken und mit einem Glas Wein auf drei Wochen Kastilien anstossen.
Am nächsten Morgen – das Nachtessen liess etwas zu wünschen übrig – buchen wir bereits den letzten Abend unserer Reise wieder hier. Am 8. November wird Lotti zurück in die Schweiz fliegen, ich selbst fahre weiter nach Valencia – für einen Sprachaufenthalt. Die Junior-Suiten sind dann zwar bereits vergeben. Aber für eine Nacht, denke ich, wird auch das einfachere Zimmer genügen.
Segovia – Stadt aus Stein und Geschichte
Áurea Convento Capuchinos — Ein ehemaliges Kloster als Ruhepol
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel: das Áurea Convento Capuchinos, untergebracht in einem ehemaligen Kloster aus dem 17. Jahrhundert. Dank klarer Anfahrtsskizze gelingt das Einchecken ohne grössere Umwege – bald stehen wir im Zimmer, treten auf den Balkon hinaus und lassen den Blick über Segovia gleiten. Ein stimmiger Ort, um die Stadt in Ruhe zu erkunden.
Vom römischen Aquädukt bis zur kastilischen Krone
Segovia erzählt Geschichte – in Stein gemeisselt und doch lebendig. Das mächtige Aquädukt aus dem 1. Jahrhundert zieht sich mit seinen exakt gefügten Bögen durch das Stadtbild und zeugt von der römischen Präsenz, die Segovia einst zu einem regionalen Zentrum machte.
Jahrhunderte später wurde die Stadt unter der kastilischen Krone erneut bedeutend: Der Alcázar diente als königliche Residenz – und 1474 wurde hier ein Stück europäische Geschichte geschrieben. Isabella I. wurde zur Königin von Kastilien ausgerufen, ein Moment, der später mit Ferdinand zur Grundlage für das moderne Spanien wurde.
Der Alcázar: Ein Schloss voller politischer Geschichte
Der Alcázar von Segovia wirkt wie ein Schloss aus einem Märchenbuch – hoch über der Stadt gelegen, mit Türmen, Zinnen und Blick auf die kastilische Weite. Dass er Disney als Vorlage diente, überrascht wenig. Doch hinter dieser Kulisse verbirgt sich ein Ort politischer Bedeutung und sinnlicher Eindrücke.
Die prunkvollen Säle – darunter Thron- und Audienzzimmer – erzählen von der Macht, die hier einst residierte. Wer die Wendeltreppe auf den Turm erklimmt, wird mit einem weiten Panoramablick belohnt. Geschichte offenbart sich hier nicht nur durch Tafeln, sondern durch Atmosphäre.
Wo die Kathedrale wacht und das Aquädukt zum Alltag gehört
Segovias Plaza Mayor ist das lebendige Zentrum der Altstadt. Umgeben von traditionellen Häusern mit farbigen Fassaden, kleinen Cafés und der majestätischen Kathedrale, entfaltet sich hier jener mittelalterliche Charme, der die Stadt so besonders macht.
Nur wenige Schritte weiter spannt sich das römische Aquädukt über die Stadt – diesmal nicht als historischer Meilenstein, sondern als Teil des Alltags. Mit seinen rund 160 Bögen, ganz ohne Mörtel gefügt, steht es einfach da, als hätte es nie anders sein sollen. Ein Bauwerk, das die Jahrhunderte überdauert hat – nicht im Museum, sondern mitten im Leben.
El Escorial – Macht, Ordnung und ein Hauch Ewigkeit
Rund 45 Kilometer nordwestlich von Madrid, am Fuss der Sierra de Guadarrama, liegt das monumentale Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial. Die weitläufige Anlage aus grauem Granit entstand im 16. Jahrhundert unter König Philipp II. – ein Bauwerk, das Kloster, Palast, Bibliothek und Grabstätten in sich vereint. Ausdruck einer Epoche, in der königliche Macht, religiöse Strenge und klassische Ordnung in Stein gefasst wurden. Der Escorial gilt als eines der bedeutendsten Monumente der spanischen Renaissance – und steht seit 1984 als UNESCO-Welterbe unter Schutz.Zu den eindrücklichsten Teilen der Anlage zählen die Basilika, die Königliche Bibliothek und das Pantheon der Könige.
Wer sich in der Nähe von Madrid aufhält, für den wäre es fast unverzeihlich, diesen Ort nicht zu besuchen; er ist nicht nur ein Bauwerk, sondern das steingewordene Gedächtnis Spaniens.
Basilika San Lorenzo el Real
Die Basilika San Lorenzo el Real erhebt sich im Zentrum des Escorials. Ihre gewaltige Kuppel überragt die Anlage, doch im Innern bleibt der Eindruck eher nüchtern – kraftvoll, aber zurückhaltend. Die klare Geometrie und das reduzierte Dekor lassen Raum für Stille.
Ein Prunkstück: Die königliche Bibliothek
Ganz anders wirkt die Königliche Bibliothek: ein Ort, an dem Wissen sichtbar inszeniert wird. Dunkle Holzregale, alte Globen, astronomische Instrumente – und über 40’000 Bände, die auf ausdrücklichen Wunsch Philipps II. mit dem Goldschnitt nach aussen aufgestellt sind. Das Licht fällt auf die Bücher, nicht zwischen sie. Eine bemalte Kassettendecke überspannt den Raum, ihre Fresken zeigen die sieben freien Künste. Gold, Ocker, Blau – ein stiller Glanz liegt über allem.
Unter dem Granit: Das Pantheon der Könige
Der Weg in die Gruft beginnt unauffällig – eine Marmortreppe führt hinab, vorbei an stillen Gängen und kühlen Wänden. Zuerst erreicht man das Pantheon der Infanten, wo Prinzen, Prinzessinnen und nicht regierende Familienmitglieder ruhen.
Darunter liegt das Pantheon der Könige: ein runder Saal aus schwarzem und goldenem Marmor. Hier sind fast alle spanischen Monarchen seit Karl I. (Kaiser Karl V.) beigesetzt – gemeinsam mit ihren Ehefrauen, sofern sie Mütter eines Königs waren. Das Licht ist gedämpft, fast feierlich. Es betont den Glanz des Steins und die Schwere der Geschichte. Wenige Orte wirken so still – und so gross. Da hier ein Fotoverbot gilt, bleibt die Atmosphäre ganz der persönlichen Erinnerung überlassen.
Räume, Gänge, Gedanken — – Eindrücke aus dem Klosterpalast
Der Escorial lässt sich nicht in wenigen Worten fassen. Es sind nicht nur die grossen Räume mit Namen, sondern die stillen Übergänge, die ihn besonders machen: endlose Gänge, Kreuzgänge, Innenhöfe. Bemalte Decken in kräftigen Farben, fein gearbeitete Türen – alles folgt einer Ordnung, die sowohl geistlich als auch höfisch geprägt ist. Jeder Raum zeigt eine andere Facette des königlichen Kosmos – ein Ort, an dem sich Vergangenheit nicht erzählt, sondern einprägt.
Ein kurzer Halt hinter den Mauern von Ávila
In Avila finden wir über Google Maps einen Parkplatz in der Nähe eines Stadttores. Etwas später fahren wir ins Parkhaus – die Schranke hebt sich automatisch. Praktisch, aber nicht ganz durchsichtig. Erst nach einigem Nachforschen wird klar: Man braucht die App Telpark, um korrekt auszuparken. Also Autonummer und Kreditkarte eingeben – sonst droht eine unerfreuliche Überraschung daheim.
Die Stadtmauer von Avila ist eindrucksvoll. Wuchtig, geschlossen, gut erhalten – doch der Gedanke, für einen kurzen Rundgang Eintritt zu zahlen, überzeugt uns nicht. In der Gasse zieht der Duft von Marroni vorbei, wir kaufen eine Tüte. Leider ohne Begeisterung. Wie die Altstadt selbst: Alles stimmig, aber es will kein rechter Funke überspringen. Also steigen wir wieder ins Auto – und fahren zurück Richtung Gredos.
Sierra de Gredos — eine Landschaft mit rauhem Charakter
Die Sierra de Gredos ist geprägt von schroffen Granitmassiven, dichten Kiefern- und Fichtenwäldern, Steineichen und weitläufigen Hochweiden. Je höher man kommt, desto steiniger und offener wird das Gelände. Es ist eine Landschaft, die rau wirkt, aber nicht abweisend – ehrlich, klar, voller Kontraste. Ein Ort, der sich nicht aufdrängt, aber gut in einen Roadtrip passt. Und vielleicht gerade deshalb so lange im Gedächtnis bleibt.
Parador de Gredos: Wo die spanische Parador-Geschichte begann
Auf rund 1’500 Metern Höhe, inmitten der Sierra de Gredos in Kastilien-León, liegt der Parador de Gredos – einst ein königliches Jagdhaus von Alfons XIII., heute ein geschichtsträchtiges Hotel. 1928 wurde er zum ersten Parador Spaniens und markierte damit den Anfang der staatlich geführten Hotelkette. Auch politisch ist der Ort nicht unbedeutend: 1978 traf sich hier eine Gruppe von Politikern zum sogenannten Rat von Gredos, um die Verfassung des neuen demokratischen Spaniens mitzugestalten.
Innen bleibt der Parador bewusst schlicht. Die Holzdielen knarren unter den Schritten, in den Salons stehen schwere Sessel am Kamin. Die Steinwände erzählen noch von der Zeit als Jagdhaus – nichts wirkt modernisiert oder auf Hochglanz gebracht. Gerade das macht den Reiz dieses Ortes aus: Er strahlt Bodenständigkeit aus, keine Inszenierung.
Auch unser Zimmer bleibt im Ton des Hauses: zurückhaltend, aber mit Charakter. In der Ecke lehnt ein alter Gewehrständer – vermutlich eine stille Erinnerung an frühere Tage. Oder vielleicht doch noch in Gebrauch, hier oben in den Bergen?
E‑Biketour ab dem Parador Gredos
Am nächsten Tag brechen wir zur ersten Biketour auf. Die Strecke führt über Feldwege zu einem Fluss, vorbei an lichten Kiefernwäldern. Unerwartet hat sogar ein Restaurant geöffnet – die Bar Restaurante “Quiosco Puente el Duque” bei Camping Gredos. Offenbar ein beliebtes Ziel, nicht nur für uns. Auf dem Rückweg queren wir eine Weide mit Kühen und Pferden, die uns neugierig mustern. Keine Eile, kein Druck – einfach unterwegs sein. Eine entspannte Tour – genau richtig für diesen Ort.
Unterwegs nach Salamanca: Durch die Berge der Sierra de Francia
Unsere nächste Etappe führt uns nach Salamanca – doch statt der direkten Route folgen wir einer landschaftlich reizvolleren Strecke, wie sie nur die gedruckte Strassenkarte kennt. Die Strasse führt uns quer durch die Sierra de Gredos, vorbei an herbstlichen Hängen und kleinen Dörfern, bis wir in Béjar ankommen. Wir machen Halt zum Lunch, direkt an der Plaza Mayor. Danach ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt – doch der Eindruck bleibt verhalten. Viele Häuser wirken vernachlässigt, zahlreiche Geschäfte stehen leer. Also setzen wir unsere Fahrt fort – in Richtung der Sierra de Francia.
Kurven und Kastanien: Die Fahrt durch die Sierra
Die Sierra de Francia zeigt ein anderes Gesicht als Gredos: dichter, grüner, weicher. Statt Granit und Nadelbäumen prägen hier ausgedehnte Kastanien- und Eichenwälder die Landschaft. Zwischen den Hängen tauchen immer wieder terrassierte Felder und kleine Haine auf. Die kurvigen Strassen führen durch ein lebendiges Mosaik aus Wald, Wiesen und Fels.
Die Dörfer Madronal und Alberca
Wir fahren durch Madroñal – ein unscheinbares Dorf, das sich als beliebter Zwischenstopp entpuppt. Selbst im Herbst sind die Parkplätze gut gefüllt. Erst beim Verlassen merken wir: Hier hätten wir vielleicht Halt machen sollen.
Durch die Dehesa nach Salamanca: Die goldene Stadt im Regen
Die Landschaft ändert sich, als wir die Sierra de Francia hinter uns lassen. Die Hänge werden flacher, die Wälder lichter – bald breitet sich vor uns die typische Dehesa aus: sanfte Hügel, auf denen Steineichen locker über goldenem Herbstgras verstreut stehen. Zwischen den Bäumen weiden Rinder – ein Bild von kultivierter Natur, seit Jahrhunderten geprägt durch die Hand des Menschen. Weide, Wald und Ackerland fliessen hier ineinander. Am späteren Nachmittag erreichen wir Salamanca.
Hospes Palacio de San Esteban — Anspruch trifft Realität
Unser Hotel, das Hospes Palacio de San Esteban, liegt am Eingang zur Altstadt. Der Fussweg ins Zentrum ist kurz, und die Parkmöglichkeiten sind ein Plus – gerade mit Biketräger ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Das Hotel selbst – Philippe war schon im Vorjahr hier – präsentiert sich als Fünfsternehaus, erreicht diesen Standard aber nicht ganz. Vor allem die in die Jahre gekommenen Nasszellen und die fehlende Heizung bei kühlem Wetter lassen eher an vier Sterne denken.
Wenn Steine leuchten: Abendlicher Streifzug durch die Altstadt
Am Abend ziehen wir los – warm eingepackt, mit zwei Schirmen bewaffnet. Für Philippe ist es ein Wiedersehen, für Lotti das erste Mal. Und schon nach wenigen Schritten ist klar: Salamanca fasziniert. Die Stadt wirkt wie aus einem Guss – golden leuchtender Sandstein, geschichtsträchtige Mauern, aber kein Stillstand. Zwischen Kathedrale, Plaza Mayor und engen Gassen pulsiert das Leben. Und ja, auch die Tapas an jeder Ecke helfen, sich schnell wohlzufühlen.
Ein Regentag in Salamanca
Wie vorhergesagt, regnet es am nächsten Tag fast durchgehend. Wir nehmen uns vor, die Universität und die Kathedrale zu besuchen – kulturvoll und wetterfest. Schon nach wenigen Minuten sind die Hosenbeine nass, erste Feuchtigkeit kriecht in die Schuhe. Trocken fühlt sich anders an – aber wir machen weiter.
Die Universität von Salamanca, gegründet 1218, zählt zu den ältesten Europas. Ihr Hauptgebäude mit der plateresken Fassade gehört heute zum Museumsbereich. Der berühmte Frosch, irgendwo im ornamentalen Stein versteckt, bleibt auch nach längerem Suchen unentdeckt. Die historischen Innenhöfe und die alte Bibliothek lassen sich nur teilweise besichtigen – hinter Glas. Die Vorlesungssäle mit dunklem Holz und schweren Kathedern wirken wie verlassen, aber nicht vergessen. Kein „Burner“, wie Philippe meint – aber trocken war’s.
Der Regen lässt nach, und wir gehen weiter zur Kathedrale. Von weitem schon dominiert der Sandsteinbau die Stadt – aus der Nähe wirkt er überwältigend. Dieses Gebäude war nie nur Gotteshaus, sondern auch eine Machtdemonstration. Wer davorsteht, versteht, warum solche Bauten als Zeichen von Ewigkeit gedacht waren. Auch die Portale erzählen davon – filigran, überbordend, und mit einem kleinen Augenzwinkern: Ein Astronaut, eingefügt bei Restaurierungen in den 1990er Jahren, zeigt, dass Geschichte lebt.
Was wie eine Kathedrale aussieht, sind in Wahrheit zwei: die Alte mit romanischen Fresken, die Neue mit Elementen aus Gotik, Renaissance und Barock. Drinnen fällt uns auf, wie oft hier geheiratet wird – kein Wunder, dass die Neue Kathedrale zu den beliebtesten Hochzeitsorten der Stadt zählt.
Tapas-Check: Zwei Empfehlungen für Salamanca
Am späteren Nachmittag klart es auf. Zeit für Tapas. Philippe erinnert sich an die Tapas 2.0 – letztes Jahr war sie voll, dieses Mal haben wir Glück: Gerade als wir ankommen, wird ein Tisch frei. Die Tapas halten, was der Name verspricht.
Am Abend entdecken wir eine weitere Bar – i Pan i Vino, nur wenige Schritte entfernt. Wir kehren ein, und es wird ein stimmiger Abschluss. Service, Atmosphäre, Küche – alles passt. Manchmal muss man nur zweimal hinschauen.
Auf dem Trail – Biketour mit Überraschungen
Am nächsten Tag zeigt sich Salamanca von seiner sonnigen Seite – perfektes Wetter für eine Biketour. Der Start ist gemütlich: entlang des Flusses Tormes, idyllisch und flach. Doch dann beginnt der Anstieg. Ein steiler, lehmiger Trail fordert uns heraus – wir sind nicht allein. Mehrere Endurofahrer kämpfen sich die Hänge hoch, drehen gekonnt auf dem Grat, fahren wieder ab. Ein wildes Schauspiel. Wir sind froh, als wir wieder festen Untergrund unter den Reifen haben. Nach rund 40 Kilometern kehren wir zufrieden ins Hotel zurück.
Pflichttermin: Ein Apéro auf der Plaza Mayor
Am Abend gönnen wir uns einen letzten Höhepunkt: ein Apéro auf der Plaza Mayor. Wir wollen den Moment erwischen, in dem die Beleuchtung angeht – und es passt. Die Plaza leuchtet auf, wirkt noch würdevoller als bei Tag. Vielleicht eine der schönsten Plätze Spaniens.
Einziger Wermutstropfen: Ein grosser Bücherstand versperrt stellenweise die Sicht. Aber vielleicht ist das ja genau der Grund, um wiederzukommen.
Auf dem Weg nach Ciudad Rodrigo: Kurven und Grenzland
Durch die wilde Sierra de las Batuecas
Obwohl die direkte Route nach Ciudad Rodrigo nur etwa eine Stunde dauern würde, entscheiden wir uns für eine ruhigere Variante: über die Sierra de las Batuecas, ein abgelegenes Naturgebiet südlich der Sierra de Francia, die wir auf dem Weg nach Salamanca schon streiften.
Ein Stück der Strecke führt zurück nach La Alberca, von dort aus schlängelt sich eine schmale Bergstrasse immer tiefer durch bewaldetes Gelände. Die Fahrt ist eindrücklich: Kilometerlang keine Häuser, keine Stromleitungen – nur Wald und Stille. Kein Wunder, dass sich hier im 16. Jahrhundert das Karmeliterkloster San José ansiedelte – ein Ort strenger Klausur, bis heute nicht zugänglich. Ein gut angelegter Holzsteg führt durch den Wald bis vor das verschlossene Tor.
Parador de Ciudad Rodrigo: Schlafen hinter dicken Festungsmauern
Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir Ciudad Rodrigo. Unser Ziel ist der dortige Parador, untergebracht in einer ehemaligen Festungsanlage am Rand der Altstadt. Google Maps lotst uns durch enge, steile Gassen – irgendwann zweifeln wir, ob das wirklich ein befahrbarer Weg ist. Eine Strasse führt so steil hinunter, dass wir uns fragen, ob wir gerade eine Treppe hinabfahren – links und rechts davon sind Stufen eingelegt. Doch ein Zurück gibt es nicht – und wenige Minuten später stehen wir tatsächlich auf dem Parkplatz des Paradores.
Ein Zimmerwechsel mit Wirkung
Wir erhalten den Schlüssel zu unserer Junior Suite – doch beim Eintreten fühlt sich das Zimmer eher nach Arrest als Unterkunft an: zwei kleine, dunkle Räume mit kaum Tageslicht. Also zurück zur Rezeption. Nach kurzer Rücksprache erhalten wir eine neue Suite: hell, mit zwei grosszügigen Räumen. Geht doch.
E‑Biketour Ciudad Rodrigo
Die Rundtour startet direkt am Parador und führt zunächst auf Naturwegen dem Fluss Águeda entlang. Dann geht es auf einer Nebenstrasse weiter bis zur Staumauer, bevor wir auf eine unbefestigte Naturstrasse wechseln – die Landschaft wird sanfter, hügeliger, immer wieder unterbrochen von kleinen Höfen und vereinzelten Weiden.
Ein paar Wachhunde bellen uns von der Einfahrt her an, während wir weiterrollen. Später führt uns Komoot über einen schmalen Pfad in den kleinen Ort Rodrigos – eher eine Streusiedlung, mit Gemüsegärten zur Selbstversorgung und vereinzelten Gehöften. Auf den angrenzenden Weiden halten imposante Herdenschutzhunde Wache – sie beäugen uns mit ruhiger Skepsis, lassen uns aber passieren.
Arribes del Duero: Der Fluss als Architekt der Canyons
Kurvenrausch entlang der tiefen Duero-Schluchten
Unsere Route führt uns durch den Parque Natural de Arribes del Duero, eine der eindrucksvollsten Landschaften im Westen Spaniens. Über die CL-517 fahren wir Richtung Portugal, überqueren die Grenze und den Duero, der tief unten in seinem felsigen Bett liegt. Die N221 folgt dem Flusslauf in zahlreichen Kurven und gibt immer wieder den Blick frei auf die Schlucht – ein stilles, mächtiges Bild.
Nach einigen Kilometern sind wir wieder zurück auf spanischem Boden, unterwegs nach Saucelle. Die Landschaft ist trocken, felsig, durchzogen von Wacholder, Korkeichen und niedrigen Sträuchern. Ausgeblichene Granitblöcke liegen verstreut über den Hängen, dazwischen kleine Terrassen mit Reben oder Olivenbäumen – Zeichen einer alten, kargen Nutzung. Der Kontrast zur fruchtbaren Ebene um Salamanca könnte kaum grösser sein.
Mirador del Fraile: Ein Moment aus Regen und Regenbögen
Am Mirador del Fraile, einem der bekanntesten Aussichtspunkte der Region, machen wir Halt. Erst als wir ankommen, merken wir, dass unter uns ein grosses Wasserkraftwerk liegt – das Knistern der Hochspannungsleitungen ist deutlich hörbar.
Vom Parkplatz führt ein Weg von etwa 900 Metern hinunter zur Plattform, die frei über der Schlucht schwebt. Kaum angekommen, beginnt es zu regnen – und genau dieser Moment macht den Besuch besonders: Über dem Duero spannt sich ein Doppelregenbogen, und wir stehen alleine auf dem Steg mit Blick auf Fluss, Staumauer und Schlucht: Ein magischer Moment.
Die Stille der Arribes: Ein Hotel ganz für uns allein
Am späten Nachmittag erreichen wir Formeselle. Das Hotel wirkt beim Ankommen verlassen – ein Zettel an der Tür verweist auf eine Telefonnummer. Wir rufen an, wenig später fährt die Besitzerin vor. Sie spricht von der Winterkrankheit, wie sie es nennt: Ende Oktober verirren sich kaum noch Reisende in die Region, wir sind die einzigen Gäste. Nach der Schlüsselübergabe fährt sie wieder weg – und wir stehen allein in einem ganzen Hotel. Für Lotti ein etwas mulmiges Gefühl, und ganz ehrlich: Es ist tatsächlich ungewohnt.
Am Abend machen wir uns zu Fuss auf den Weg ins Zentrum von Formeselle – zur Plaza Mayor, wo laut Auskunft ein Restaurant geöffnet haben soll. Wir werden in den oberen Stock geführt, und nehmen im rustikalen Speisezimmer platz. Die Kellnerin schaltet den Fernseher ein – „für die Stimmung“, wie sie sagt. Es treffen zwei weitere Gäste ein – wie angenehm dass wir nicht die Einzigen sind. Das Essen überrascht: einfach, ehrlich, gut.
Nach einer unruhigen Nacht – das Zimmer lag direkt an der Strasse – und einem eher bescheidenen Frühstück brechen wir auf nach Puebla de Sanabria.
Unterwegs nach Puebla de Sanabria
Die Fahrt nach Puebla de Sanabria führt uns weiter durch den Parque Natural de Arribes del Duero – eine wilde, archaische Landschaft, geprägt von verstreuten Granitblöcken und steinigen Hochebenen. Kaum Siedlungen, kaum Verkehr. Eine Naturerfahrung fernab der grossen Reiserouten. Uns gefällt es – gerade weil es hier nichts gibt, das sich in Szene setzt.
Die Suche nach den Miradores wird zur Mischung aus Panorama und Navigationsabenteuer. Nicht alle Wege führen direkt zum Ziel – aber oft zu Orten, die es dennoch wert sind.
Zwischen Aussicht, Offroad und einer kleinen Kapelle
Am Mirador Peña geniessen wir ein weites Bergpanorama – der Duero selbst bleibt hier noch weit unten verborgen.
Später versuchen wir unser Glück am Alto El Cueto. Die Zufahrt entpuppt sich als offroad-taugliche Piste, unbefestigt, mit niedrig hängenden Zweigen. Für unseren Jeep kein Problem – nur der Lack bekommt ein paar souvenirhafte Spuren mit.
Der Höhepunkt des Tages ist der Stopp bei Las Barrancas bei Fariza. Hier öffnet sich der Blick unvermittelt auf den Duero-Canyon – tief eingeschnitten, still und mächtig. Gleich daneben steht die kleine, romanische Ermita del Castillo aus dem 13. Jahrhundert. Sie verleiht dem Ort eine stille Würde – ein Moment, der bleibt.
Zwischenstopp im Parador Puebla de Sanabria
Am späteren Nachmittag erreichen wir Puebla de Sanabria, das offiziell zu den schönsten Dörfern Spaniens zählt. Wir checken im gleichnamigen Parador ein, der etwas unterhalb der Altstadt liegt. Unser erster Gang führt uns am Abend – bei Regen – über die steile Fussgängertreppe hinauf ins Zentrum. Wir kehren in ein gut bewertetes Restaurant ein – das kulinarische Erlebnis bleibt jedoch eher mittelmässig. Eine Erfahrung, die uns an stark besuchten Orten nicht zum ersten Mal begegnet.
Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter von seiner besseren Seite. Wir wählen diesmal den bequemeren Weg entlang der Zufahrtsstrasse und erreichen entspannt die historische Altstadt. Puebla de Sanabria wirkt gepflegt, ruhig, mit liebevoll erhaltenen Häusern und kleinen Plätzen. Ein Besuch der Burg der Grafen von Benavente ist möglich – kein Muss, aber der Blick vom Turm lohnt sich. Die Festung stammt aus dem späten 15. Jahrhundert und spielte eine strategische Rolle im kastilisch-portugiesischen Grenzgebiet, insbesondere zur Zeit von Königin Isabella I. – ein Ort, der weit mehr war als Kulisse.
Auf den Spuren der Römer und Tempelritter – unterwegs rund um Villafranca del Bierzo
Der Abschied von Puebla de Sanabria ist verregnet und kühl, als wir uns auf den Weg nach Villafranca del Bierzo machen. Dort checken wir im gleichnamigen Parador ein. Bei diesem Wetter fehlt uns die Motivation, nochmals hinauszugehen – wir entscheiden uns für ein Abendessen im Hotel. Wie so oft in den Paradores bleibt es beim Pflichtprogramm: eher Nahrungsaufnahme als Genuss. Mittlerweile überrascht uns das nicht mehr – wirklich gut gegessen haben wir in diesen Häusern nur selten.
Las Médulas: Wie die Römer eine ganze Landschaft umgruben
Am nächsten Tag steht eine Biketour zu Las Médulas auf dem Programm – ein UNESCO-Weltkulturerbe, das für seine spektakulären, ockerfarbenen Erdformationen bekannt ist. Diese sind das Ergebnis römischer Ingenieurskunst: Mit der sogenannten Ruina Montium-Technik wurde das Gold aus dem Gestein gespült – mit gewaltiger Wasserkraft.
Wir parken und starten unsere Tour – und stellen bald fest, dass die verheerenden Waldbrände des Frühsommers auch hier ihre Spuren hinterlassen haben. Die Landschaft wirkt an vielen Stellen verbrannt und unwirklich. Doch im zentralen Bereich von Las Médulas sind die Bäume verschont geblieben – der Blick auf die farbigen Formationen bleibt eindrücklich.
Die Templerburg von Ponferrada: Erbe der Ritter
Auf dem Rückweg besuchen wir die Templerburg von Ponferrada, die einst zum Schutz der Jakobspilger errichtet wurde. Die Anlage ist teilweise restauriert und begehbar – doch am stärksten wirkt sie von aussen. Über dem Fluss, mit ihren massiven Mauern, erinnert sie eindrücklich an ihre einstige Rolle als wichtigstes Bollwerk der Tempelritter auf dem Camino.
Unsere Weinbar Empfehlung in Villafranca
Für das Abendessen finden wir in der Altstadt von Villafranca eine nette Weinbar, das El Bendito, welche auch Tapas serviert. Ein schöner Abschluss eines ereignisreichen Tages.
Ribera del Duero – Zwischenstopp im Castilla Termal Monasterio de Valbuena
Wir durchqueren die Region Kastilien-León von West nach Ost. Unser eigentliches Ziel ist Ezcaray in La Rioja, doch um die Fahrdistanz zu brechen, haben wir einen Zwischenstopp im SLH Hotel Castilla Termal Monasterio de Valbuena eingeplant.
Schon beim Einfahren ins Ribera-del-Duero-Gebiet zieht uns die herbstliche Landschaft sofort in ihren Bann: Weinrote, ockerfarbene und braungoldene Rebstöcke überziehen die Hänge – ein leuchtendes Farbenspiel in sattem Licht.
Ein Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert – heute Hotel mit Geschichte
Das Hotel befindet sich in einem der am besten erhaltenen Zisterzienserklöster Europas, gegründet im 12. Jahrhundert. Die Anlage liegt inmitten von Weinbergen und nur wenige Schritte vom Duero entfernt.
Und tatsächlich: Ein weitläufiges, ruhiges Haus mit guter Atmosphäre, freundlichem Service und einer Küche, die zwar keine Höhenflüge wagt, aber solide bleibt.
Den Fluss begleiten: Spaziergang auf dem Weitwanderweg GR-14
Am nächsten Morgen, vor der Weiterfahrt, machen wir einen Spaziergang entlang des Flusses. Der Weg ist Teil des Weitwanderwegs Ribera del Duero und gut unterhalten – immer wieder öffnen sich schöne Blicke auf den ruhig dahinfliessenden Strom. Ein stiller Moment zwischen Geschichte und Natur.
Abschied von Kastilien: Über Nebenstraßen Richtung Rioja
Für die Weiterfahrt nach Ezcaray wählen wir erneut die auf der Karte als landschaftlich schön markierten Nebenstrassen. Kilometerweit führt uns die Route durch unberührte, wilde Natur – eine Fahrt ganz nach unserem Geschmack.
Ezcaray – Stilvoller Bergort im Herzen der Rioja
Am späteren Nachmittag erreichen wir Ezcaray und das Relais & Châteaux Hotel Echaurren. Der historische Dorfkern ist gut erhalten und beeindruckt mit seiner Architektur: Besonders die traditionellen Holzbalkonhäuser verleihen dem Ort seinen unverwechselbaren Charakter.
Obwohl wir uns ausserhalb der Hauptsaison bewegen, wird schnell klar: Ezcaray ist beliebt – sowohl bei Naturliebhabern als auch bei Gourmets. Das liegt nicht zuletzt am Hotel Echaurren, in dem sich das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant El Portal de Echaurren befindet. Für ausgedehnte Menüs fehlt uns allerdings mittlerweile die Lust – oder schlicht die Verträglichkeit.
Zum Glück bietet das Haus auch traditionellere Alternativen, in denen wir an zwei Abenden ausgezeichnet à la carte essen – entspannt, geschmackvoll, genau richtig.
Biketour im Buchenwald — nicht so wie geplant
Eine geplante Biketour führt uns durch einen dichten Buchenwald rund 600 Höhenmeter in die Höhe. Die Strasse ist bis fast ganz oben geteert – angenehm zu fahren. Oben angekommen teilen wir uns die Naturstrasse mit einer Kuhherde. Die Hörner sind eindrücklich – wir passieren sie mit Respekt.
Komoot zeigt einen Trail – doch vor Ort ist davon nichts zu sehen. Wir fahren ein Stück weiter, treffen auf zwei vollbepackte Endurofahrer, die ebenfalls nach dem Einstieg suchen. Der Weg ist unklar, die Richtung unsicher – also entscheiden wir, kein Risiko einzugehen. Stattdessen geniessen wir eine gemütliche Abfahrt.
Über die Pässe nach Soria: Kurvenreich durch das Niemandsland
Wir verlassen Ezcaray über die LR-113. Auf der ersten Etappe werden wir nochmals mit Rebbergen in herbstlichem Gewand verwöhnt – das tiefe Rot und Gold der Blätter ist ein letzter Gruss der Weinregion, bevor die Landschaft schroffer wird. Bald biegen wir auf die LR-333 ab. Hier verabschiedet sich das Natel-Netz und wir sind komplett offline. Die winzigen Dörfer am Wegrand wirken wie aus der Zeit gefallen; Restaurants sucht man vergeblich, und wenn man doch eines entdeckt, bleibt es geschlossen. Es ist die pure, stille Einsamkeit der «Serranía».
Grenzgang am Puerto de Montenegro Der Anstieg zum Puerto de Montenegro auf 1592 Metern ist spektakulär. Auf der Passhöhe markiert ein unsichtbarer Strich den Wechsel: Aus der LR-333 wird die SO-830, und wir lassen La Rioja Richtung Kastilien und León hinter uns. Oben herrscht meditative Stille, nur das ferne Läuten der Kuhglocken begleitet uns in dieser rauen Bergwelt.
Ankunft in Soria Die Abfahrt führt uns durch endlose Pinienwälder und vorbei am Stausee Cuerda del Pozo, bis sich die weite Hochebene öffnet. Gegen Nachmittag erreichen wir Soria am Ufer des Duero. Nach der absoluten Isolation der Berge wirkt die Stadt mit ihrer romanischen Architektur fast quirlig – der perfekte Ort, um den Tag bei einem Glas Wein Revue passieren zu lassen.
Bald biegen wir auf die LR-333 ab. Hier verabschiedet sich das Natel-Netz und wir sind komplett offline. Die Dörfer am Wegrand wirken wie aus der Zeit gefallen; Restaurants sucht man vergeblich, und wenn man doch eines entdeckt, bleibt es geschlossen. Es ist die pure, stille Einsamkeit der «Serranía». Der Anstieg zum Puerto de Montenegro auf 1592 Metern ist spektakulär. Auf der Passhöhe markiert ein unsichtbarer Strich den Wechsel: Aus der LR-333 wird die SO-830, und wir lassen La Rioja Richtung Kastilien und León hinter uns.
Soria: Die letzte Station am Duero
Seit wir den Pass überquert haben, begleitet uns der Regen. Wir sind froh, im Parador de Soria einchecken zu können, der majestätisch über der Stadt thront. Hier werden wir zwei Nächte verbringen. Da es draussen ungemütlich bleibt, machen wir es uns im Hotel gemütlich.
Der nächste Tag empfängt uns mit kühlem, windigem Wetter. Schweren Herzens verzichten wir auf die eigentlich geplante Biketour und wählen stattdessen die Wanderschuhe. Ein schöner Spaziergang führt uns entlang des Duero zur Ermita de San Saturio. Die Kapelle klebt fast magisch an den Felsen über dem Fluss und gilt als einer der spirituellsten Orte der Region. Man betritt sie durch eine natürliche Höhle, was dem Ganzen eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.
Wenig weiter besichtigen wir das Monasterio de San Juan de Duero. Der berühmte Kreuzgang mit seinen ineinander verschlungenen Bögen ist architektonisch einzigartig, doch der Rest der Anlage wirkt eher wie eine Ruine. Für Historiker sicher ein Juwel, bietet es nach dem beeindruckenden San Saturio ansonsten eher wenig «Spektakel». Zum Lunch zieht es uns ins Bar-Restaurante Soto Playa. Direkt am Fluss gelegen, werden wir hier nicht enttäuscht – ein schöner Ort, vor allem im Sommer, wenn man draussen sitzen kann.
Der Kreis schliesst sich: Zurück zu den Anfängen
Am nächsten Tag schliesst sich der Kreis. Wir fahren Richtung Madrid und beenden unseren Roadtrip dort, wo alles begann: in Alcalá de Henares. Es ist Zeit für den Abschied von unserem gemeinsamen Abenteuer. Während Lotti am nächsten Tag den Heimflug antritt, wartet auf mich ein neues Kapitel: Ich fahre für drei Wochen weiter nach Valencia, um dort in einer Sprachschule mein Spanisch aufzupolieren.
Fazit: Ein Roadtrip der Kontraste
Drei Wochen Kastilien-León haben uns gezeigt, dass die Mischung den Reiz macht – das Zusammenspiel aus monumentaler Geschichte und der fast meditativen Stille in den Naturparks. Wer gerne Kurven fährt und die Einsamkeit sucht, wird diesen Roadtrip lieben. Ein wichtiger Faktor war für uns die Vorbereitung: Ohne die detaillierte Planung mit echten Strassenkarten wäre diese Route so nicht möglich gewesen – für uns gilt bei solchen Reisen: analog planen, digital fahren. Da wir von Ende Oktober bis Mitte November unterwegs waren, war das Wetter oft kühl und unbeständig; für stabilere Bedingungen wäre Anfang Oktober die bessere Reisezeit. Die Eindrücke aus dem steinernen Herzen Spaniens werden jedenfalls noch lange nachhallen.



































