Roadtrip durch Kastilien-León: Auto mit E-Bikes auf einer einsamen Landstraße in der wilden Natur Spaniens.

Drei Wochen Kastilien: Ein Roadtrip zwischen geschichtsträchtigen Städten und wilder Natur

von | 24.12.2025 | Spanien

Kastilien-León ist das gewaltige, stein­erne Herz Spaniens – eine Region, die man nicht ein­fach nur bereist, son­dern förm­lich erfährt. Drei Wochen lang haben wir diese Weite erkun­det: Von den Mon­u­menten Segovias und Sala­man­cas über die schrof­fen Gran­it­gipfel der Sier­ra de Gre­dos bis hin zu den herb­stlichen Berg­wäldern der Rio­ja. Ein ständi­ger Begleit­er auf unser­er Reise war dabei der Duero – mal als stiller Strom in der berühmten Wein­re­gion Rib­era del Duero, mal als kraftvoller Gestal­ter der tiefen Canyons an der Gren­ze zu Por­tu­gal.

In diesem Reise­bericht nehmen wird dich mit auf eine Route, die uns quer durch das Hochland der iberischen Hal­binsel geführt hat. Erfahre, warum uns Sala­man­ca trotz Regen verza­ubert hat, wie wir die Ein­samkeit am Duero genossen und warum die Fahrt durch die ‚Ser­ranía‘ genau­so zum Erleb­nis gehört wie die beein­druck­enden Mon­u­mente der Städte. Ein per­sön­lich­er Rück­blick voller Road­trip-Momente, ehrlich­er Hotel-Erfahrun­gen und Tipps für deine eigene Ent­deck­ungsreise ent­lang des Duero und durch das weite Kastilien-León.

Zwischen Flugverspätung und Vorfreude: Der Start in Alcala de Henares

Lot­ti fliegt von Zürich nach Madrid, ich bin bere­its vor Ort – mit Auto, Bikes und etwas Geduld. Der Flug hat, wie so oft, Ver­spä­tung. Vierzig Minuten dies­mal. Immer­hin lässt sich im Hotel ein später Check-out arrang­ieren, was die Wartezeit am Flughafen etwas angenehmer macht.

Schliesslich läuft alles rund. Kaum sitzen wir im Auto, führt uns der erste Weg nach Alcalá de Henares. Die Anfahrt zum Parador ver­läuft rei­bungs­los – auch dank der klaren Anweisung zur Tief­garage. Der Emp­fang ist fre­undlich, das Check-in unkom­pliziert, und bald ste­hen wir in unser­er grosszügi­gen Junior-Suite. Das Parador de Alcalá de Henares – ein ehe­ma­liges Kloster aus dem 17. Jahrhun­dert – verbindet his­torischen Charme mit mod­ern­er Zurück­hal­tung. Uns gefällt diese Mis­chung auf Anhieb.

Die Suche nach einem Restau­rant für den ersten Abend gestal­tet sich allerd­ings schwieriger als gedacht. Wie uns die Récep­tion­istin bestätigt, bleiben viele Lokale am Son­ntagabend geschlossen – eine neue Erfahrung für uns. So reservieren wir kurz­er­hand einen Tisch im hau­seige­nen Restau­rant und machen uns vorher noch auf den Weg ins Zen­trum.

Die Plaza de Cer­vantes ist in weni­gen Minuten zu Fuss erre­ich­bar, doch aktuell wird ein gross­er Teil des Platzes saniert. Gut so – man erken­nt trotz­dem, wie ein­ladend dieser Ort sein kann. Auf der Calle May­or hinge­gen pulsiert das Leben. Wir lassen uns treiben, bis wir einen freien Tisch ent­deck­en und mit einem Glas Wein auf drei Wochen Kastilien anstossen.

Am näch­sten Mor­gen – das Nacht­essen liess etwas zu wün­schen übrig – buchen wir bere­its den let­zten Abend unser­er Reise wieder hier. Am 8. Novem­ber wird Lot­ti zurück in die Schweiz fliegen, ich selb­st fahre weit­er nach Valen­cia – für einen Sprachaufen­thalt. Die Junior-Suit­en sind dann zwar bere­its vergeben. Aber für eine Nacht, denke ich, wird auch das ein­fachere Zim­mer genü­gen.

Segovia – Stadt aus Stein und Geschichte

Áurea Convento Capuchinos — Ein ehemaliges Kloster als Ruhepol

Am späten Nach­mit­tag erre­ichen wir unser Hotel: das Áurea Con­ven­to Capuchi­nos, unterge­bracht in einem ehe­ma­li­gen Kloster aus dem 17. Jahrhun­dert. Dank klar­er Anfahrtsskizze gelingt das Eincheck­en ohne grössere Umwege – bald ste­hen wir im Zim­mer, treten auf den Balkon hin­aus und lassen den Blick über Segovia gleit­en. Ein stim­miger Ort, um die Stadt in Ruhe zu erkun­den.

Vom römischen Aquädukt bis zur kastilischen Krone

Segovia erzählt Geschichte – in Stein gemeis­selt und doch lebendig. Das mächtige Aquä­dukt aus dem 1. Jahrhun­dert zieht sich mit seinen exakt gefügten Bögen durch das Stadt­bild und zeugt von der römis­chen Präsenz, die Segovia einst zu einem regionalen Zen­trum machte.

Jahrhun­derte später wurde die Stadt unter der kastilis­chen Kro­ne erneut bedeu­tend: Der Alcázar diente als königliche Res­i­denz – und 1474 wurde hier ein Stück europäis­che Geschichte geschrieben. Isabel­la I. wurde zur Köni­gin von Kastilien aus­gerufen, ein Moment, der später mit Fer­di­nand zur Grund­lage für das mod­erne Spanien wurde.

Blick vom Alcazar auf die Altstadt von Segovia

Der Alcázar: Ein Schloss voller politischer Geschichte

Der Alcázar von Segovia wirkt wie ein Schloss aus einem Märchen­buch – hoch über der Stadt gele­gen, mit Tür­men, Zin­nen und Blick auf die kastilis­che Weite. Dass er Dis­ney als Vor­lage diente, über­rascht wenig. Doch hin­ter dieser Kulisse ver­birgt sich ein Ort poli­tis­ch­er Bedeu­tung und sinnlich­er Ein­drücke.

Die prunk­vollen Säle – darunter Thron- und Audienzzim­mer – erzählen von der Macht, die hier einst resi­dierte. Wer die Wen­del­treppe auf den Turm erk­limmt, wird mit einem weit­en Panoram­ablick belohnt. Geschichte offen­bart sich hier nicht nur durch Tafeln, son­dern durch Atmo­sphäre.

Wandbild im Alcázar von Segovia Isabella I. von Kastilien, bekannt als Isabella die Katholische

Wo die Kathedrale wacht und das Aquädukt zum Alltag gehört

Segovias Plaza May­or ist das lebendi­ge Zen­trum der Alt­stadt. Umgeben von tra­di­tionellen Häusern mit far­bigen Fas­saden, kleinen Cafés und der majestätis­chen Kathe­drale, ent­fal­tet sich hier jen­er mit­te­lal­ter­liche Charme, der die Stadt so beson­ders macht.

Nur wenige Schritte weit­er span­nt sich das römis­che Aquä­dukt über die Stadt – dies­mal nicht als his­torisch­er Meilen­stein, son­dern als Teil des All­t­ags. Mit seinen rund 160 Bögen, ganz ohne Mör­tel gefügt, ste­ht es ein­fach da, als hätte es nie anders sein sollen. Ein Bauw­erk, das die Jahrhun­derte über­dauert hat – nicht im Muse­um, son­dern mit­ten im Leben.

Die Kathedrale Segoiva vom Hauptplatz aus fotografiert
Segovia Aquaedukt

El Escorial – Macht, Ordnung und ein Hauch Ewigkeit

Rund 45 Kilo­me­ter nord­west­lich von Madrid, am Fuss der Sier­ra de Guadar­ra­ma, liegt das mon­u­men­tale Real Monas­te­rio de San Loren­zo de El Esco­r­i­al. Die weitläu­fige Anlage aus grauem Gran­it ent­stand im 16. Jahrhun­dert unter König Philipp II. – ein Bauw­erk, das Kloster, Palast, Bib­lio­thek und Grab­stät­ten in sich vere­int. Aus­druck ein­er Epoche, in der königliche Macht, religiöse Strenge und klas­sis­che Ord­nung in Stein gefasst wur­den. Der Esco­r­i­al gilt als eines der bedeu­tend­sten Mon­u­mente der spanis­chen Renais­sance – und ste­ht seit 1984 als UNESCO-Wel­terbe unter Schutz.Zu den ein­drück­lich­sten Teilen der Anlage zählen die Basi­li­ka, die Königliche Bib­lio­thek und das Pan­theon der Könige.

Wer sich in der Nähe von Madrid aufhält, für den wäre es fast unverzeih­lich, diesen Ort nicht zu besuchen; er ist nicht nur ein Bauw­erk, son­dern das steinge­wor­dene Gedächt­nis Spaniens.

Basilika San Lorenzo el Real

Die Basi­li­ka San Loren­zo el Real erhebt sich im Zen­trum des Esco­ri­als. Ihre gewaltige Kup­pel über­ragt die Anlage, doch im Innern bleibt der Ein­druck eher nüchtern – kraftvoll, aber zurück­hal­tend. Die klare Geome­trie und das reduzierte Dekor lassen Raum für Stille.

Sicht auf den Altar der Basilika im Real Monasterio de San Lorenzo El-Escorial
Detailsicht Altar Basilika Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial

Ein Prunkstück: Die königliche Bibliothek

Ganz anders wirkt die Königliche Bib­lio­thek: ein Ort, an dem Wis­sen sicht­bar insze­niert wird. Dun­kle Holzre­gale, alte Globen, astronomis­che Instru­mente – und über 40’000 Bände, die auf aus­drück­lichen Wun­sch Philipps II. mit dem Gold­schnitt nach aussen aufgestellt sind. Das Licht fällt auf die Büch­er, nicht zwis­chen sie. Eine bemalte Kas­set­ten­decke überspan­nt den Raum, ihre Fresken zeigen die sieben freien Kün­ste. Gold, Ock­er, Blau – ein stiller Glanz liegt über allem.

Ein königlicher Blick in die Bibliothek des Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial

Unter dem Granit: Das Pantheon der Könige

Der Weg in die Gruft begin­nt unauf­fäl­lig – eine Mar­mortreppe führt hinab, vor­bei an stillen Gän­gen und kühlen Wän­den. Zuerst erre­icht man das Pan­theon der Infan­ten, wo Prinzen, Prinzessin­nen und nicht regierende Fam­i­lien­mit­glieder ruhen.

Darunter liegt das Pan­theon der Könige: ein run­der Saal aus schwarzem und gold­en­em Mar­mor. Hier sind fast alle spanis­chen Monar­chen seit Karl I. (Kaiser Karl V.) beige­set­zt – gemein­sam mit ihren Ehe­frauen, sofern sie Müt­ter eines Königs waren. Das Licht ist gedämpft, fast feier­lich. Es betont den Glanz des Steins und die Schwere der Geschichte. Wenige Orte wirken so still – und so gross. Da hier ein Fotover­bot gilt, bleibt die Atmo­sphäre ganz der per­sön­lichen Erin­nerung über­lassen.

Räume, Gänge, Gedanken — – Eindrücke aus dem Klosterpalast

Der Esco­r­i­al lässt sich nicht in weni­gen Worten fassen. Es sind nicht nur die grossen Räume mit Namen, son­dern die stillen Übergänge, die ihn beson­ders machen: end­lose Gänge, Kreuzgänge, Innen­höfe. Bemalte Deck­en in kräfti­gen Far­ben, fein gear­beit­ete Türen – alles fol­gt ein­er Ord­nung, die sowohl geistlich als auch höfisch geprägt ist. Jed­er Raum zeigt eine andere Facette des königlichen Kos­mos – ein Ort, an dem sich Ver­gan­gen­heit nicht erzählt, son­dern ein­prägt.

Ein reich verzierter Raum des Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial
Ein reich verziertes Fresco zeigt die Glorie der spanischen Monarchie

Ein kurzer Halt hinter den Mauern von Ávila

In Avi­la find­en wir über Google Maps einen Park­platz in der Nähe eines Stadt­tores. Etwas später fahren wir ins Parkhaus – die Schranke hebt sich automa­tisch. Prak­tisch, aber nicht ganz durch­sichtig. Erst nach einigem Nach­forschen wird klar: Man braucht die App Tel­park, um kor­rekt auszu­parken. Also Auton­um­mer und Kred­itkarte eingeben – son­st dro­ht eine uner­freuliche Über­raschung daheim.

Die Stadt­mauer von Avi­la ist ein­drucksvoll. Wuchtig, geschlossen, gut erhal­ten – doch der Gedanke, für einen kurzen Rundgang Ein­tritt zu zahlen, überzeugt uns nicht. In der Gasse zieht der Duft von Mar­roni vor­bei, wir kaufen eine Tüte. Lei­der ohne Begeis­terung. Wie die Alt­stadt selb­st: Alles stim­mig, aber es will kein rechter Funke über­sprin­gen. Also steigen wir wieder ins Auto – und fahren zurück Rich­tung Gre­dos.

Sicht auf das Stadttor von Vaila

Sierra de Gredos — eine  Landschaft mit rauhem Charakter

Die Sier­ra de Gre­dos ist geprägt von schrof­fen Gran­it­mas­siv­en, dicht­en Kiefern- und Ficht­en­wäldern, Steine­ichen und weitläu­fi­gen Hochwei­den. Je höher man kommt, desto steiniger und offen­er wird das Gelände. Es ist eine Land­schaft, die rau wirkt, aber nicht abweisend – ehrlich, klar, voller Kon­traste. Ein Ort, der sich nicht auf­drängt, aber gut in einen Road­trip passt. Und vielle­icht ger­ade deshalb so lange im Gedächt­nis bleibt.

Blick auf die rauhe Landschaft der Sierra de Gredos

Parador de Gredos: Wo die spanische Parador-Geschichte begann

Auf rund 1’500 Metern Höhe, inmit­ten der Sier­ra de Gre­dos in Kastilien-León, liegt der Parador de Gre­dos – einst ein königlich­es Jagdhaus von Alfons XIII., heute ein geschicht­strächtiges Hotel. 1928 wurde er zum ersten Parador Spaniens und markierte damit den Anfang der staatlich geführten Hotelkette. Auch poli­tisch ist der Ort nicht unbe­deu­tend: 1978 traf sich hier eine Gruppe von Poli­tik­ern zum soge­nan­nten Rat von Gre­dos, um die Ver­fas­sung des neuen demokratis­chen Spaniens mitzugestal­ten.

Innen bleibt der Parador bewusst schlicht. Die Holzdie­len knar­ren unter den Schrit­ten, in den Salons ste­hen schwere Ses­sel am Kamin. Die Stein­wände erzählen noch von der Zeit als Jagdhaus – nichts wirkt mod­ernisiert oder auf Hochglanz gebracht. Ger­ade das macht den Reiz dieses Ortes aus: Er strahlt Boden­ständigkeit aus, keine Insze­nierung.

Auch unser Zim­mer bleibt im Ton des Haus­es: zurück­hal­tend, aber mit Charak­ter. In der Ecke lehnt ein alter Gewehrstän­der – ver­mut­lich eine stille Erin­nerung an frühere Tage. Oder vielle­icht doch noch in Gebrauch, hier oben in den Bergen?

E‑Biketour ab dem Parador Gredos

Am näch­sten Tag brechen wir zur ersten Bike­tour auf. Die Strecke führt über Feld­wege zu einem Fluss, vor­bei an licht­en Kiefer­n­wäldern. Uner­wartet hat sog­ar ein Restau­rant geöffnet – die Bar Restau­rante “Quiosco Puente el Duque” bei Camp­ing Gre­dos. Offen­bar ein beliebtes Ziel, nicht nur für uns. Auf dem Rück­weg queren wir eine Wei­de mit Kühen und Pfer­den, die uns neugierig mustern. Keine Eile, kein Druck – ein­fach unter­wegs sein. Eine entspan­nte Tour – genau richtig für diesen Ort.

Unterwegs nach Salamanca: Durch die Berge der Sierra de Francia

Unsere näch­ste Etappe führt uns nach Sala­man­ca – doch statt der direk­ten Route fol­gen wir ein­er land­schaftlich reizvolleren Strecke, wie sie nur die gedruck­te Strassenkarte ken­nt. Die Strasse führt uns quer durch die Sier­ra de Gre­dos, vor­bei an herb­stlichen Hän­gen und kleinen Dör­fern, bis wir in Béjar ankom­men. Wir machen Halt zum Lunch, direkt an der Plaza May­or. Danach ein kurz­er Spazier­gang durch die Alt­stadt – doch der Ein­druck bleibt ver­hal­ten. Viele Häuser wirken ver­nach­läs­sigt, zahlre­iche Geschäfte ste­hen leer. Also set­zen wir unsere Fahrt fort – in Rich­tung der Sier­ra de Fran­cia.

Kurven und Kastanien: Die Fahrt durch die Sierra

Die Sier­ra de Fran­cia zeigt ein anderes Gesicht als Gre­dos: dichter, grün­er, weich­er. Statt Gran­it und Nadel­bäu­men prä­gen hier aus­gedehnte Kas­tanien- und Eichen­wälder die Land­schaft. Zwis­chen den Hän­gen tauchen immer wieder ter­rassierte Felder und kleine Haine auf. Die kurvi­gen Strassen führen durch ein lebendi­ges Mosaik aus Wald, Wiesen und Fels.

Die Dörfer Madronal und Alberca

Wir fahren durch Madroñal – ein unschein­bares Dorf, das sich als beliebter Zwis­chen­stopp ent­pup­pt. Selb­st im Herb­st sind die Park­plätze gut gefüllt. Erst beim Ver­lassen merken wir: Hier hät­ten wir vielle­icht Halt machen sollen.

Sicht auf eine Gasse von Alberca mit seinen Fachwerkhäusern

Durch die Dehesa nach Salamanca: Die goldene Stadt im Regen

Die Land­schaft ändert sich, als wir die Sier­ra de Fran­cia hin­ter uns lassen. Die Hänge wer­den flach­er, die Wälder lichter – bald bre­it­et sich vor uns die typ­is­che Dehe­sa aus: san­fte Hügel, auf denen Steine­ichen lock­er über gold­en­em Herb­st­gras ver­streut ste­hen. Zwis­chen den Bäu­men wei­den Rinder – ein Bild von kul­tiviert­er Natur, seit Jahrhun­derten geprägt durch die Hand des Men­schen. Wei­de, Wald und Ack­er­land fliessen hier ineinan­der. Am späteren Nach­mit­tag erre­ichen wir Sala­man­ca.

Hospes Palacio de San Esteban — Anspruch trifft Realität

Unser Hotel, das Hos­pes Pala­cio de San Este­ban, liegt am Ein­gang zur Alt­stadt. Der Fuss­weg ins Zen­trum ist kurz, und die Park­möglichkeit­en sind ein Plus – ger­ade mit Biketräger ein nicht zu unter­schätzen­der Vorteil. Das Hotel selb­st – Philippe war schon im Vor­jahr hier – präsen­tiert sich als Fün­f­sterne­haus, erre­icht diesen Stan­dard aber nicht ganz. Vor allem die in die Jahre gekomme­nen Nasszellen und die fehlende Heizung bei küh­lem Wet­ter lassen eher an vier Sterne denken.

Wenn Steine leuchten: Abendlicher Streifzug durch die Altstadt

Am Abend ziehen wir los – warm eingepackt, mit zwei Schir­men bewaffnet. Für Philippe ist es ein Wieder­se­hen, für Lot­ti das erste Mal. Und schon nach weni­gen Schrit­ten ist klar: Sala­man­ca fasziniert. Die Stadt wirkt wie aus einem Guss – gold­en leuch­t­en­der Sand­stein, geschicht­strächtige Mauern, aber kein Still­stand. Zwis­chen Kathe­drale, Plaza May­or und engen Gassen pulsiert das Leben. Und ja, auch die Tapas an jed­er Ecke helfen, sich schnell wohlzufühlen.

Kathedrale von Salamanca in der Nacht

Ein Regentag in Salamanca

Wie vorherge­sagt, reg­net es am näch­sten Tag fast durchge­hend. Wir nehmen uns vor, die Uni­ver­sität und die Kathe­drale zu besuchen – kul­tur­voll und wet­ter­fest. Schon nach weni­gen Minuten sind die Hosen­beine nass, erste Feuchtigkeit kriecht in die Schuhe. Trock­en fühlt sich anders an – aber wir machen weit­er.

Die Uni­ver­sität von Sala­man­ca, gegrün­det 1218, zählt zu den ältesten Europas. Ihr Haupt­ge­bäude mit der plateresken Fas­sade gehört heute zum Muse­ums­bere­ich. Der berühmte Frosch, irgend­wo im orna­men­tal­en Stein ver­steckt, bleibt auch nach län­gerem Suchen unent­deckt. Die his­torischen Innen­höfe und die alte Bib­lio­thek lassen sich nur teil­weise besichti­gen – hin­ter Glas. Die Vor­lesungssäle mit dun­klem Holz und schw­eren Kathed­ern wirken wie ver­lassen, aber nicht vergessen. Kein „Burn­er“, wie Philippe meint – aber trock­en war’s.

Der Regen lässt nach, und wir gehen weit­er zur Kathe­drale. Von weit­em schon dominiert der Sand­stein­bau die Stadt – aus der Nähe wirkt er über­wälti­gend. Dieses Gebäude war nie nur Gotte­shaus, son­dern auch eine Macht­demon­stra­tion. Wer davorste­ht, ver­ste­ht, warum solche Baut­en als Zeichen von Ewigkeit gedacht waren. Auch die Por­tale erzählen davon – fil­igran, über­bor­dend, und mit einem kleinen Augen­zwinkern: Ein Astro­naut, einge­fügt bei Restau­rierun­gen in den 1990er Jahren, zeigt, dass Geschichte lebt.

Was wie eine Kathe­drale aussieht, sind in Wahrheit zwei: die Alte mit roman­is­chen Fresken, die Neue mit Ele­menten aus Gotik, Renais­sance und Barock. Drin­nen fällt uns auf, wie oft hier geheiratet wird – kein Wun­der, dass die Neue Kathe­drale zu den beliebtesten Hochzeit­sorten der Stadt zählt.

Tapas-Check: Zwei Empfehlungen für Salamanca

Am späteren Nach­mit­tag klart es auf. Zeit für Tapas. Philippe erin­nert sich an die Tapas 2.0 – let­ztes Jahr war sie voll, dieses Mal haben wir Glück: Ger­ade als wir ankom­men, wird ein Tisch frei. Die Tapas hal­ten, was der Name ver­spricht.

Am Abend ent­deck­en wir eine weit­ere Bar – i Pan i Vino, nur wenige Schritte ent­fer­nt. Wir kehren ein, und es wird ein stim­miger Abschluss. Ser­vice, Atmo­sphäre, Küche – alles passt. Manch­mal muss man nur zweimal hin­schauen.

Auf dem Trail – Biketour mit Überraschungen

Am näch­sten Tag zeigt sich Sala­man­ca von sein­er son­ni­gen Seite – per­fek­tes Wet­ter für eine Bike­tour. Der Start ist gemütlich: ent­lang des Flusses Tormes, idyl­lisch und flach. Doch dann begin­nt der Anstieg. Ein steil­er, lehmiger Trail fordert uns her­aus – wir sind nicht allein. Mehrere Enduro­fahrer kämpfen sich die Hänge hoch, drehen gekon­nt auf dem Grat, fahren wieder ab. Ein wildes Schaus­piel. Wir sind froh, als wir wieder fes­ten Unter­grund unter den Reifen haben. Nach rund 40 Kilo­me­tern kehren wir zufrieden ins Hotel zurück.

E-Bike Rundtour Salamanca

Pflichttermin: Ein Apéro auf der Plaza Mayor

Am Abend gön­nen wir uns einen let­zten Höhep­unkt: ein Apéro auf der Plaza May­or. Wir wollen den Moment erwis­chen, in dem die Beleuch­tung ange­ht – und es passt. Die Plaza leuchtet auf, wirkt noch würde­voller als bei Tag. Vielle­icht eine der schön­sten Plätze Spaniens.

Einziger Wer­mut­stropfen: Ein gross­er Büch­er­stand versper­rt stel­len­weise die Sicht. Aber vielle­icht ist das ja genau der Grund, um wiederzukom­men.

Auf dem Weg nach Ciudad Rodrigo: Kurven und Grenzland

Durch die wilde Sierra de las Batuecas

Obwohl die direk­te Route nach Ciu­dad Rodri­go nur etwa eine Stunde dauern würde, entschei­den wir uns für eine ruhigere Vari­ante: über die Sier­ra de las Bat­ue­cas, ein abgele­genes Naturge­bi­et südlich der Sier­ra de Fran­cia, die wir auf dem Weg nach Sala­man­ca schon streiften.

Ein Stück der Strecke führt zurück nach La Alber­ca, von dort aus schlän­gelt sich eine schmale Bergstrasse immer tiefer durch bewaldetes Gelände. Die Fahrt ist ein­drück­lich: Kilo­me­ter­lang keine Häuser, keine Strom­leitun­gen – nur Wald und Stille. Kein Wun­der, dass sich hier im 16. Jahrhun­dert das Karmeliterk­loster San José ansiedelte – ein Ort strenger Klausur, bis heute nicht zugänglich. Ein gut angelegter Holzsteg führt durch den Wald bis vor das ver­schlossene Tor.

Sicht auf die grünen und bewaldeten Berge der Sierra de las Batuceas

Parador de Ciudad Rodrigo: Schlafen hinter dicken Festungsmauern

Nach ein­er weit­eren Stunde Fahrt erre­ichen wir Ciu­dad Rodri­go. Unser Ziel ist der dor­tige Parador, unterge­bracht in ein­er ehe­ma­li­gen Fes­tungsan­lage am Rand der Alt­stadt. Google Maps lotst uns durch enge, steile Gassen – irgend­wann zweifeln wir, ob das wirk­lich ein befahrbar­er Weg ist. Eine Strasse führt so steil hin­unter, dass wir uns fra­gen, ob wir ger­ade eine Treppe hin­ab­fahren – links und rechts davon sind Stufen ein­gelegt. Doch ein Zurück gibt es nicht – und wenige Minuten später ste­hen wir tat­säch­lich auf dem Park­platz des Paradores.

Ein Zim­mer­wech­sel mit Wirkung
Wir erhal­ten den Schlüs­sel zu unser­er Junior Suite – doch beim Ein­treten fühlt sich das Zim­mer eher nach Arrest als Unterkun­ft an: zwei kleine, dun­kle Räume mit kaum Tages­licht. Also zurück zur Rezep­tion. Nach kurz­er Rück­sprache erhal­ten wir eine neue Suite: hell, mit zwei grosszügi­gen Räu­men. Geht doch.

E‑Biketour Ciudad Rodrigo

Die Rund­tour startet direkt am Parador und führt zunächst auf Natur­we­gen dem Fluss Águe­da ent­lang. Dann geht es auf ein­er Neben­strasse weit­er bis zur Stau­mauer, bevor wir auf eine unbe­fes­tigte Naturstrasse wech­seln – die Land­schaft wird san­fter, hügeliger, immer wieder unter­brochen von kleinen Höfen und vere­inzel­ten Wei­den.

Ein paar Wach­hunde bellen uns von der Ein­fahrt her an, während wir weit­er­rollen. Später führt uns Komoot über einen schmalen Pfad in den kleinen Ort Rodri­gos – eher eine Streusied­lung, mit Gemüsegärten zur Selb­stver­sorgung und vere­inzel­ten Gehöften. Auf den angren­zen­den Wei­den hal­ten imposante Her­den­schutzhunde Wache – sie beäu­gen uns mit ruhiger Skep­sis, lassen uns aber passieren.

E Biketour Ciudad de Rodrigros

Arribes del Duero: Der Fluss als Architekt der Canyons

Kurvenrausch entlang der tiefen Duero-Schluchten

Unsere Route führt uns durch den Par­que Nat­ur­al de Arribes del Duero, eine der ein­drucksvoll­sten Land­schaften im West­en Spaniens. Über die CL-517 fahren wir Rich­tung Por­tu­gal, über­queren die Gren­ze und den Duero, der tief unten in seinem fel­si­gen Bett liegt. Die N221 fol­gt dem Flus­slauf in zahlre­ichen Kur­ven und gibt immer wieder den Blick frei auf die Schlucht – ein stilles, mächtiges Bild.

Nach eini­gen Kilo­me­tern sind wir wieder zurück auf spanis­chem Boden, unter­wegs nach Saucelle. Die Land­schaft ist trock­en, fel­sig, durch­zo­gen von Wachold­er, Korke­ichen und niedri­gen Sträuch­ern. Aus­ge­blich­ene Gran­it­blöcke liegen ver­streut über den Hän­gen, dazwis­chen kleine Ter­rassen mit Reben oder Oliven­bäu­men – Zeichen ein­er alten, kar­gen Nutzung. Der Kon­trast zur frucht­baren Ebene um Sala­man­ca kön­nte kaum gröss­er sein.

Unterwegs auf der N221 Seite Portugal mit Blick auf den Duero

Mirador del Fraile: Ein Moment aus Regen und Regenbögen

Am Mirador del Fraile, einem der bekan­ntesten Aus­sicht­spunk­te der Region, machen wir Halt. Erst als wir ankom­men, merken wir, dass unter uns ein gross­es Wasserkraftwerk liegt – das Knis­tern der Hochspan­nungsleitun­gen ist deut­lich hör­bar.

Vom Park­platz führt ein Weg von etwa 900 Metern hin­unter zur Plat­tform, die frei über der Schlucht schwebt. Kaum angekom­men, begin­nt es zu reg­nen – und genau dieser Moment macht den Besuch beson­ders: Über dem Duero span­nt sich ein Dop­pel­re­gen­bo­gen, und wir ste­hen alleine auf dem Steg mit Blick auf Fluss, Stau­mauer und Schlucht: Ein magis­ch­er Moment.

Regenbogen über den Duero beim Aussichtspunkt Mirador del Fraile

Die Stille der Arribes: Ein Hotel ganz für uns allein

Am späten Nach­mit­tag erre­ichen wir Forme­selle. Das Hotel wirkt beim Ankom­men ver­lassen – ein Zettel an der Tür ver­weist auf eine Tele­fon­num­mer. Wir rufen an, wenig später fährt die Besitzerin vor. Sie spricht von der Win­terkrankheit, wie sie es nen­nt: Ende Okto­ber verir­ren sich kaum noch Reisende in die Region, wir sind die einzi­gen Gäste. Nach der Schlüs­selüber­gabe fährt sie wieder weg – und wir ste­hen allein in einem ganzen Hotel. Für Lot­ti ein etwas mul­miges Gefühl, und ganz ehrlich: Es ist tat­säch­lich unge­wohnt.

Am Abend machen wir uns zu Fuss auf den Weg ins Zen­trum von Forme­selle – zur Plaza May­or, wo laut Auskun­ft ein Restau­rant geöffnet haben soll. Wir wer­den in den oberen Stock geführt, und nehmen im rustikalen Speisez­im­mer platz. Die Kell­ner­in schal­tet den Fernse­her ein – „für die Stim­mung“, wie sie sagt. Es tre­f­fen zwei weit­ere Gäste ein – wie angenehm dass wir nicht die Einzi­gen sind. Das Essen über­rascht: ein­fach, ehrlich, gut.

Nach ein­er unruhi­gen Nacht – das Zim­mer lag direkt an der Strasse – und einem eher beschei­de­nen Früh­stück brechen wir auf nach Puebla de Sanabria.

Unterwegs nach Puebla de Sanabria

Die Fahrt nach Puebla de Sanabria führt uns weit­er durch den Par­que Nat­ur­al de Arribes del Duero – eine wilde, archais­che Land­schaft, geprägt von ver­streuten Gran­it­blöck­en und steini­gen Hochebe­nen. Kaum Sied­lun­gen, kaum Verkehr. Eine Natur­erfahrung fernab der grossen Reis­erouten. Uns gefällt es – ger­ade weil es hier nichts gibt, das sich in Szene set­zt.

Die Suche nach den Miradores wird zur Mis­chung aus Panora­ma und Nav­i­ga­tion­s­aben­teuer. Nicht alle Wege führen direkt zum Ziel – aber oft zu Orten, die es den­noch wert sind.

Zwischen Aussicht, Offroad und einer kleinen Kapelle

Am Mirador Peña geniessen wir ein weites Berg­panora­ma – der Duero selb­st bleibt hier noch weit unten ver­bor­gen.

Blick auf den Duero vom Mirador Pena

Später ver­suchen wir unser Glück am Alto El Cue­to. Die Zufahrt ent­pup­pt sich als offroad-taugliche Piste, unbe­fes­tigt, mit niedrig hän­gen­den Zweigen. Für unseren Jeep kein Prob­lem – nur der Lack bekommt ein paar sou­venirhafte Spuren mit.

Viewpoint Alto El Cueto, Sicht auf das Duerogebiet

Der Höhep­unkt des Tages ist der Stopp bei Las Bar­ran­cas bei Fariza. Hier öffnet sich der Blick unver­mit­telt auf den Duero-Canyon – tief eingeschnit­ten, still und mächtig. Gle­ich daneben ste­ht die kleine, roman­is­che Ermi­ta del Castil­lo aus dem 13. Jahrhun­dert. Sie ver­lei­ht dem Ort eine stille Würde – ein Moment, der bleibt.

Sicht auf den Duero Canyon vom Viewpoint Las Barrancas

Zwischenstopp im Parador Puebla de Sanabria

Am späteren Nach­mit­tag erre­ichen wir Puebla de Sanabria, das offiziell zu den schön­sten Dör­fern Spaniens zählt. Wir check­en im gle­ich­nami­gen Parador ein, der etwas unter­halb der Alt­stadt liegt. Unser erster Gang führt uns am Abend – bei Regen – über die steile Fuss­gängertreppe hin­auf ins Zen­trum. Wir kehren in ein gut bew­ertetes Restau­rant ein – das kuli­nar­ische Erleb­nis bleibt jedoch eher mit­telmäs­sig. Eine Erfahrung, die uns an stark besucht­en Orten nicht zum ersten Mal begeg­net.

Am näch­sten Mor­gen zeigt sich das Wet­ter von sein­er besseren Seite. Wir wählen dies­mal den beque­meren Weg ent­lang der Zufahrtsstrasse und erre­ichen entspan­nt die his­torische Alt­stadt. Puebla de Sanabria wirkt gepflegt, ruhig, mit liebevoll erhal­te­nen Häusern und kleinen Plätzen. Ein Besuch der Burg der Grafen von Benavente ist möglich – kein Muss, aber der Blick vom Turm lohnt sich. Die Fes­tung stammt aus dem späten 15. Jahrhun­dert und spielte eine strate­gis­che Rolle im kastilisch-por­tugiesis­chen Gren­zge­bi­et, ins­beson­dere zur Zeit von Köni­gin Isabel­la I. – ein Ort, der weit mehr war als Kulisse.

Blick vom Turm der Burg Puebla des Sanabria

Auf den Spuren der Römer und Tempelritter – unterwegs rund um Villafranca del Bierzo

Der Abschied von Puebla de Sanabria ist ver­reg­net und kühl, als wir uns auf den Weg nach Vil­lafran­ca del Bier­zo machen. Dort check­en wir im gle­ich­nami­gen Parador ein. Bei diesem Wet­ter fehlt uns die Moti­va­tion, nochmals hin­auszuge­hen – wir entschei­den uns für ein Aben­dessen im Hotel. Wie so oft in den Paradores bleibt es beim Pflicht­pro­gramm: eher Nahrungsauf­nahme als Genuss. Mit­tler­weile über­rascht uns das nicht mehr – wirk­lich gut gegessen haben wir in diesen Häusern nur sel­ten.

Las Médulas: Wie die Römer eine ganze Landschaft umgruben

Am näch­sten Tag ste­ht eine Bike­tour zu Las Médu­las auf dem Pro­gramm – ein UNESCO-Weltkul­turerbe, das für seine spek­takulären, ock­er­far­be­nen Erd­for­ma­tio­nen bekan­nt ist. Diese sind das Ergeb­nis römis­ch­er Inge­nieurskun­st: Mit der soge­nan­nten Ruina Mon­tium-Tech­nik wurde das Gold aus dem Gestein gespült – mit gewaltiger Wasserkraft.

Wir parken und starten unsere Tour – und stellen bald fest, dass die ver­heeren­den Wald­brände des Früh­som­mers auch hier ihre Spuren hin­ter­lassen haben. Die Land­schaft wirkt an vie­len Stellen ver­bran­nt und unwirk­lich. Doch im zen­tralen Bere­ich von Las Médu­las sind die Bäume ver­schont geblieben – der Blick auf die far­bigen For­ma­tio­nen bleibt ein­drück­lich.

Blick auf Las Medulas

Die Templerburg von Ponferrada: Erbe der Ritter

Auf dem Rück­weg besuchen wir die Tem­pler­burg von Pon­fer­ra­da, die einst zum Schutz der Jakob­spilger errichtet wurde. Die Anlage ist teil­weise restau­ri­ert und bege­hbar – doch am stärk­sten wirkt sie von aussen. Über dem Fluss, mit ihren mas­siv­en Mauern, erin­nert sie ein­drück­lich an ihre ein­stige Rolle als wichtig­stes Boll­w­erk der Tem­pel­rit­ter auf dem Camino.

Unsere Weinbar Empfehlung in Villafranca

Für das Aben­dessen find­en wir in der Alt­stadt von Vil­lafran­ca eine nette Wein­bar, das El Ben­di­to, welche auch Tapas serviert. Ein schön­er Abschluss eines ereignis­re­ichen Tages.

Ribera del Duero – Zwischenstopp im Castilla Termal Monasterio de Valbuena

Wir durch­queren die Region Kastilien-León von West nach Ost. Unser eigentlich­es Ziel ist Ezcaray in La Rio­ja, doch um die Fahrdis­tanz zu brechen, haben wir einen Zwis­chen­stopp im SLH Hotel Castil­la Ter­mal Monas­te­rio de Val­bue­na einge­plant.

Schon beim Ein­fahren ins Rib­era-del-Duero-Gebi­et zieht uns die herb­stliche Land­schaft sofort in ihren Bann: Wein­rote, ock­er­far­bene und braun­gold­ene Reb­stöcke überziehen die Hänge – ein leuch­t­en­des Far­ben­spiel in sat­tem Licht.

Blick auf die herbstlich gefärbten Weinreben im Ribera del Duero

Ein Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert – heute Hotel mit Geschichte

Das Hotel befind­et sich in einem der am besten erhal­te­nen Zis­terzienserk­löster Europas, gegrün­det im 12. Jahrhun­dert. Die Anlage liegt inmit­ten von Wein­ber­gen und nur wenige Schritte vom Duero ent­fer­nt.

Und tat­säch­lich: Ein weitläu­figes, ruhiges Haus mit guter Atmo­sphäre, fre­undlichem Ser­vice und ein­er Küche, die zwar keine Höhen­flüge wagt, aber solide bleibt.

Den Fluss begleiten: Spaziergang auf dem Weitwanderweg GR-14

Am näch­sten Mor­gen, vor der Weit­er­fahrt, machen wir einen Spazier­gang ent­lang des Flusses. Der Weg ist Teil des Weit­wan­der­wegs Rib­era del Duero und gut unter­hal­ten – immer wieder öff­nen sich schöne Blicke auf den ruhig dahin­fliessenden Strom. Ein stiller Moment zwis­chen Geschichte und Natur.

Blick auf den Fluss Duero

Abschied von Kastilien: Über Nebenstraßen Richtung Rioja

Für die Weit­er­fahrt nach Ezcaray wählen wir erneut die auf der Karte als land­schaftlich schön markierten Neben­strassen. Kilo­me­ter­weit führt uns die Route durch unberührte, wilde Natur – eine Fahrt ganz nach unserem Geschmack.

Ezcaray – Stilvoller Bergort im Herzen der Rioja

Am späteren Nach­mit­tag erre­ichen wir Ezcaray und das Relais & Châteaux Hotel Echau­r­ren. Der his­torische Dor­fk­ern ist gut erhal­ten und beein­druckt mit sein­er Architek­tur: Beson­ders die tra­di­tionellen Holzbalkon­häuser ver­lei­hen dem Ort seinen unver­wech­sel­baren Charak­ter.

Obwohl wir uns ausser­halb der Haupt­sai­son bewe­gen, wird schnell klar: Ezcaray ist beliebt – sowohl bei Naturlieb­habern als auch bei Gourmets. Das liegt nicht zulet­zt am Hotel Echau­r­ren, in dem sich das mit zwei Miche­lin-Ster­nen aus­geze­ich­nete Restau­rant El Por­tal de Echau­r­ren befind­et. Für aus­gedehnte Menüs fehlt uns allerd­ings mit­tler­weile die Lust – oder schlicht die Verträglichkeit.

Zum Glück bietet das Haus auch tra­di­tionellere Alter­na­tiv­en, in denen wir an zwei Aben­den aus­geze­ich­net à la carte essen – entspan­nt, geschmack­voll, genau richtig.

Sicht auf den Dorfplatz und den Fachwerkhäusern von Ezcaray
Dorfstrasse von Ezcaray mit Lebenbmittelladen

Biketour im Buchenwald — nicht so wie geplant

Eine geplante Bike­tour führt uns durch einen dicht­en Buchen­wald rund 600 Höhen­meter in die Höhe. Die Strasse ist bis fast ganz oben geteert – angenehm zu fahren. Oben angekom­men teilen wir uns die Naturstrasse mit ein­er Kuh­herde. Die Hörn­er sind ein­drück­lich – wir passieren sie mit Respekt.

Komoot zeigt einen Trail – doch vor Ort ist davon nichts zu sehen. Wir fahren ein Stück weit­er, tre­f­fen auf zwei voll­bepack­te Enduro­fahrer, die eben­falls nach dem Ein­stieg suchen. Der Weg ist unklar, die Rich­tung unsich­er – also entschei­den wir, kein Risiko einzuge­hen. Stattdessen geniessen wir eine gemütliche Abfahrt.

Über die Pässe nach Soria: Kurvenreich durch das Niemandsland

Wir ver­lassen Ezcaray über die LR-113. Auf der ersten Etappe wer­den wir nochmals mit Reb­ber­gen in herb­stlichem Gewand ver­wöh­nt – das tiefe Rot und Gold der Blät­ter ist ein let­zter Gruss der Wein­re­gion, bevor die Land­schaft schrof­fer wird. Bald biegen wir auf die LR-333 ab. Hier ver­ab­schiedet sich das Natel-Netz und wir sind kom­plett offline. Die winzi­gen Dör­fer am Wegrand wirken wie aus der Zeit gefall­en; Restau­rants sucht man verge­blich, und wenn man doch eines ent­deckt, bleibt es geschlossen. Es ist die pure, stille Ein­samkeit der «Ser­ranía».

Gren­z­gang am Puer­to de Mon­tene­gro Der Anstieg zum Puer­to de Mon­tene­gro auf 1592 Metern ist spek­takulär. Auf der Passhöhe markiert ein unsicht­bar­er Strich den Wech­sel: Aus der LR-333 wird die SO-830, und wir lassen La Rio­ja Rich­tung Kastilien und León hin­ter uns. Oben herrscht med­i­ta­tive Stille, nur das ferne Läuten der Kuh­glock­en begleit­et uns in dieser rauen Berg­welt.

Ankun­ft in Soria Die Abfahrt führt uns durch end­lose Pinien­wälder und vor­bei am Stausee Cuer­da del Pozo, bis sich die weite Hochebene öffnet. Gegen Nach­mit­tag erre­ichen wir Soria am Ufer des Duero. Nach der absoluten Iso­la­tion der Berge wirkt die Stadt mit ihrer roman­is­chen Architek­tur fast quirlig – der per­fek­te Ort, um den Tag bei einem Glas Wein Revue passieren zu lassen.

Blick auf die herbstlich gefärbten Rebberge im Rioja Gebiet

Bald biegen wir auf die LR-333 ab. Hier ver­ab­schiedet sich das Natel-Netz und wir sind kom­plett offline. Die Dör­fer am Wegrand wirken wie aus der Zeit gefall­en; Restau­rants sucht man verge­blich, und wenn man doch eines ent­deckt, bleibt es geschlossen. Es ist die pure, stille Ein­samkeit der «Ser­ranía». Der Anstieg zum Puer­to de Mon­tene­gro auf 1592 Metern ist spek­takulär. Auf der Passhöhe markiert ein unsicht­bar­er Strich den Wech­sel: Aus der LR-333 wird die SO-830, und wir lassen La Rio­ja Rich­tung Kastilien und León hin­ter uns.

Soria: Die letzte Station am Duero

Seit wir den Pass über­quert haben, begleit­et uns der Regen. Wir sind froh, im Parador de Soria eincheck­en zu kön­nen, der majestätisch über der Stadt thront. Hier wer­den wir zwei Nächte ver­brin­gen. Da es draussen ungemütlich bleibt, machen wir es uns im Hotel gemütlich.

Der näch­ste Tag empfängt uns mit küh­lem, windi­gem Wet­ter. Schw­eren Herzens verzicht­en wir auf die eigentlich geplante Bike­tour und wählen stattdessen die Wan­der­schuhe. Ein schön­er Spazier­gang führt uns ent­lang des Duero zur Ermi­ta de San Sat­u­rio. Die Kapelle klebt fast magisch an den Felsen über dem Fluss und gilt als ein­er der spir­ituell­sten Orte der Region. Man betritt sie durch eine natür­liche Höh­le, was dem Ganzen eine ganz beson­dere Atmo­sphäre ver­lei­ht.

Blick auf die Ermita de San Saturio

Wenig weit­er besichti­gen wir das Monas­te­rio de San Juan de Duero. Der berühmte Kreuz­gang mit seinen ineinan­der ver­schlun­genen Bögen ist architek­tonisch einzi­gar­tig, doch der Rest der Anlage wirkt eher wie eine Ruine. Für His­torik­er sich­er ein Juwel, bietet es nach dem beein­druck­enden San Sat­u­rio anson­sten eher wenig «Spek­takel». Zum Lunch zieht es uns ins Bar-Restau­rante Soto Playa. Direkt am Fluss gele­gen, wer­den wir hier nicht ent­täuscht – ein schön­er Ort, vor allem im Som­mer, wenn man draussen sitzen kann.

Der Kreis schliesst sich: Zurück zu den Anfängen

Am näch­sten Tag schliesst sich der Kreis. Wir fahren Rich­tung Madrid und been­den unseren Road­trip dort, wo alles begann: in Alcalá de Henares. Es ist Zeit für den Abschied von unserem gemein­samen Aben­teuer. Während Lot­ti am näch­sten Tag den Heim­flug antritt, wartet auf mich ein neues Kapi­tel: Ich fahre für drei Wochen weit­er nach Valen­cia, um dort in ein­er Sprach­schule mein Spanisch aufzupolieren.

Fazit: Ein Roadtrip der Kontraste

Drei Wochen Kastilien-León haben uns gezeigt, dass die Mis­chung den Reiz macht – das Zusam­men­spiel aus mon­u­men­taler Geschichte und der fast med­i­ta­tiv­en Stille in den Natur­parks. Wer gerne Kur­ven fährt und die Ein­samkeit sucht, wird diesen Road­trip lieben. Ein wichtiger Fak­tor war für uns die Vor­bere­itung: Ohne die detail­lierte Pla­nung mit echt­en Strassenkarten wäre diese Route so nicht möglich gewe­sen – für uns gilt bei solchen Reisen: ana­log pla­nen, dig­i­tal fahren. Da wir von Ende Okto­ber bis Mitte Novem­ber unter­wegs waren, war das Wet­ter oft kühl und unbeständig; für sta­bilere Bedin­gun­gen wäre Anfang Okto­ber die bessere Reisezeit. Die Ein­drücke aus dem stein­er­nen Herzen Spaniens wer­den jeden­falls noch lange nach­hallen.

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