Die Wetterprognosen sehen vielversprechend aus, daher entscheide ich mich für Pontresina. Das Oberengadin ist uns nicht fremd; wir haben hier schon zwei oder dreimal Winterferien verbracht. Allerdings hat uns die gesamte Region nie so richtig angesprochen – sie wirkt oft zu mondän und elitär. Besonders St. Moritz und Celerina sind für ihren “Bling Bling”-Tourismus bekannt und ziehen vor allem wohlhabende und promi-verliebte Besucher an, die Luxus und Extravaganz suchen.
Und ja, Pontresina ist eine Destination, die ich deutlich angenehmer empfunden habe. Das Dorf bewahrt noch viel von seiner traditionellen Architektur, mit charmanten historischen Gebäuden, die eine malerische und ruhige Atmosphäre schaffen. Anders als in St. Moritz oder Gstaad gibt es hier keine Luxus-Boutiquen; stattdessen findet man eine entspannte Atmosphäre ohne den Trubel und die Aufdringlichkeit,
Hotel Walther — ein stilvolles Haus
Zum angenehmen Aufenthalt hat sicher auch das Hotel Walther beigetragen, ein Vier-Sterne-Superior-Haus, das Teil der Relais & Châteaux-Gruppe ist. Das Hotel bietet ausgezeichneten Service, eine stilvolle und komfortable Atmosphäre sowie eine gelungene Mischung aus traditionellem Charme und modernem Komfort. Besonders beeindruckend ist der schöne Mix aus der Belle Époque-Zeit und modernem luxuriösem Design. Es war wunderbar, in der grosszügigen Lobby einen Apéro zu geniessen. Auch die Restaurants des Hotels sind hervorragend und bieten eine abwechslungsreiche Küche. Der gut ausgestattete Bike-Raum in der Parkgarage, den ich sehr geschätzt habe, ist ein praktisches Extra für aktive Gäste.
E‑Bike Tour zum Roseg Gletscher
Vom Hotel aus starte ich um 13.00 Uhr in Richtung Roseg Gletscher. Mit 16 Kilometern und etwa 260 Höhenmetern ist es eine kurze, aber lohnende Tour. Vom Bahnhof aus führt der Weg stetig auf einer gut ausgebauten Naturstrasse in Richtung Roseg. Ich bin etwas überrascht, wie viele Leute in diese Richtung unterwegs sind, sei es in einer Kutsche, zu Fuss oder mit dem Bike. Der Weg führt teilweise entlang des idyllischen Bergbaches Roseg.
Oben angekommen, öffnet sich eine atemberaubende Alpenlandschaft. Der Rosegbach schlängelt sich durch ein breites, steiniges Flussbett, umgeben von saftigen Alpwiesen. Im Hintergrund erhebt sich eine beeindruckende Gebirgskette mit schneebedeckten Gipfeln und Gletschern. Die Landschaft vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Abgeschiedenheit, obwohl viele Besucher anwesend sind. Zum Lunch gönne ich mir ein “Plättli” im Hotel Restaurant Roseg Gletscher und geniesse anschliessend die Rückfahrt in vollen Zügen.
E‑Bike Tour Pontresina — Fextal — Alp Muot Selva
Schon seit vielen Jahren liebäugle ich mit einem Besuch des Fextales, doch bisher hatte es sich einfach noch nicht ergeben. Mit fast 50 Kilometern und 600 Höhenmetern wird es eine längere Tour. Die Strecke führt durch einen schönen Mischwald aus Arven, Lärchen und Kiefern. Auf den gut unterhaltenen Waldwegen teilt man sich den Platz mit Wanderern, weshalb Rücksicht geboten ist – was besonders E‑Bike-Gruppen manchmal schwerfällt. Bald erreiche ich den Stazersee, einen gut besuchten Badesee mit Restaurant. Der Weg führt weiter oberhalb des St. Moritzersees entlang, da am Seeufer Fahrverbot herrscht, und anschliessend entlang des Ufers des Silvaplanersees, was durchaus seinen Reiz hat.
Von Sils aus geht es dann stetig und teilweise steil bergauf. Es sind deutlich weniger Wanderer unterwegs als auf dem Weg zum Roseg Gletscher, doch auch hier herrscht ein reger Kutschen- und Bike-Verkehr. Die Strasse ist bis zum Hotel Restaurant Fex asphaltiert, danach müssen auf einer Naturstrasse noch einige Höhenmeter überwunden werden, bevor man die Alp Muot Selva erreicht. Die Alp ist geprägt durch den mäandernden Bergbach Fedacia.
Und ja, es stehen mehr E‑Bikes als Bio-Bikes vor der Alpenbeiz geparkt, was zeigt, dass der Boom der E‑Bikes auch für abgelegene Alpenbeizli einen positiven Effekt hat. Auch ich gehöre zu der Gruppe, die es ohne Motorunterstützung nicht schaffen würde. Der Ausblick ist wunderbar beruhigend, und nach einem Chäsplättli mache ich mich auf eine genussvolle Downhill-Fahrt nach Sils und zurück nach Pontresina. Die letzten Kilometer zehren schon an den Kräften, und ich bin froh, als ich wieder im Hotel ankomme.
E‑Bike Tour Pontresina zum Lago Bianco (Berninapass)
Mein heutiges Tagesziel ist der Lago Bianco am Berninapass. Die Strecke führt grösstenteils über gut befahrbare Naturstrassen und Singletrails (S0). Das erste Teilstück verläuft durch lichte Wälder auf angenehmen Trails. Vor Morteratsch muss ich ein Stück auf der Hauptstrasse fahren, da die Trails hier mit Schwierigkeitsgrad S1 bis S2 klassifiziert sind. Auf der Hauptstrasse ist es nicht besonders angenehm, und ich bin froh, als ich wieder auf den Trail wechseln kann.
Das zweite Teilstück ist anspruchsvoller, aber landschaftlich deutlich attraktiver, besonders der Abschnitt entlang des Flusses Bernina. Der Trail ist zwar als S1 klassifiziert, lässt sich aber leicht fahren. Auf der Passhöhe angekommen, umrunde ich noch den Stausee Lago Bianco. Der Trail auf der rechten Seite (in Richtung Poschiavo) ist wesentlich reizvoller, allerdings auch anspruchsvoller. Besonders gegen Ende wird der Trail ziemlich schmal. Entschädigt wird man jedoch durch die wunderschön blühende Alpenflora.
Eigentlich hatte ich geplant, im Bernina-Hospiz zu Mittag zu essen. Doch die vielen parkenden Fahrzeuge nahmen mir die Lust, und ich entschloss mich, direkt den Rückweg anzutreten. Das war wirklich ein Vergnügen, mit immer wieder traumhaften Ausblicken. Es war eine schöne Tour!
Genussreiche Tage in Pontresina
Die E‑Bike-Touren in und um Pontresina waren ein echter Genuss. Die vielfältige Landschaft, von idyllischen Tälern bis zu beeindruckenden Berggipfeln, bot sowohl entspannte als auch herausfordernde Strecken. Besonders angenehm war die Kombination aus aktiven Erlebnissen und komfortabler Unterkunft im Hotel Walther. Alles in allem eine gelungener Drei-Tages-Ausflug mit tollen Aussichten und erholsamen Momenten, wie auch in Engelberg, Gstaad und Saas Fee erlebt. Die regionale Küche und die hochwertige Gastronomie, die ich während der Touren geniessen konnte, rundeten das Erlebnis perfekt ab.